Hermann Faber
Als langjähriger, ehemaliger Schulleiter am Johannes-Kepler-Gymnasium in der Geburtsstadt des großen Mathematikers und Astronomen unseres Namensgebers sehe ich unsere jahrelangen Bemühungen und Initiativen zur Förderung der Naturwissenschaften - insbesondere im Fachbereich Astronomie - geradezu "abgestraft" durch die aktuellen Entwicklungen zu den Naturwissenschaften im Bildungsplan BW!
Im Rahmen der geforderten größeren Eigenständigkeit und Eigenverantwortung der Gymnasien vor dem Hintergrund lokaler, (bildungs-) geschichtlicher, personeller und sächlicher Standortfaktoren ist es in Zusammenarbeit mit der Kepler-Gesellschaft Weil der Stadt e.V. und dem Schulträger nach 10-jähriger (!!) Anlaufzeit gelungen, auf dem Dach der Schule eine Sternwarte einzurichten, in der seit dem Jahr 2002 - betreut durch die Amateurastronomen der Kepler-Gesellschaft - eine hervorragende Arbeit geleistet wird (vgl. www.kepler-portal.de). Davon profitieren sowohl die Schülerinnen und Schüler des JKG und der gesamten Region wie auch die breite Öffentlichkeit (Unterrichtsveranstaltungen, Jugendgruppe, Informationsveranstaltungen, Vorträge mit namhaften Referenten, Tag der Astronomie, etc.).
Darüber hinaus hat die Kepler-Gesellschaft seit dem Jahr 2004 einen Keplerpreis für alle Schülerinnen und Schüler der 21 Kepler-Gymnasien in der EU zur Förderung der Naturwissenschaften ausgeschrieben, der im zweijährigen Turnus vergeben wird - in diesem Jahr am 13. November 2015 anlässlich des Festaktes zum 75-jährigen Jubiläum des Kepler-Museums.
Schon unter den gegebenen Umständen - u.a. dramatischer Mangel an Fachpersonal v.a. im Fach Physik - ist es äußerst mühsam, Kolleginnen und Kollegen als Mentoren für begabte und interessierte Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme am thematisch breit gefächerten Keplerpreis (vgl. www.kepler-gesellschaft.de/kepler-preis) zu gewinnen. Die aktuelle Entwicklung der Bildungspläne im Bereich der Naturwissenschaften in BW - insbesondere mit der geplanten Streichung des Fachbereichs Astronomie im Fach NWT - käme deshalb einem Offenbarungseid gleich, der im krassen Widerspruch zu hehren "MINT-Appellen" steht - ganz zu schweigen von einem intrinsischem Engagement der Kolleginnen und Kollegen bei der Profilbildung "ihrer" Schule - z.B. zur Wahrung eines lebendigen Vermächtnisses ihres Namensgebers.
Hermann Faber, OStD a.D.
Mitglied im Vorstand der Kepler-Gesellschaft
Vorsitzender der Kinderuni WdSt e.V.